Erste Eindrücke von den Frühtrachten 2009
Vor der großen Abenteuerreise durch die neuen Jahrgänge der heimlichen Spitzenimker kann man jetzt schon die ersten Löffel in die diesjährigen Frühtrachthonige stecken.
Und die sind oft untypisch. Zumindest im südlichen und mittleren Deutschland scheint 2009 aus dem üblichen Rahmen zu fallen. Die Frühlingshonige, die ich probiert habe, schmecken hier mehr oder weniger nach Sommer.
Rudi Maurer bringt es auf den Punkt: „Gab’s Ahorn? Gab’s auch Läuse“, postet er im Imkerforum. Und das gilt wohl nicht nur für seinen Taunus. Auch die paar westfälischen Frühtrachten, die ich schon kosten konnte, haben es in sich.
Gemeint ist der Ahorntau, den die Bienen in diesem Jahr erstmals wieder sammeln konnten. In Lagen, die üblicherweise helle, aromatisch transparente Frühtrachten bringen, kommt dadurch plötzlich ein sommertypisches Feuer mit viel Fruchtigkeit und Wärme herüber. Die Honige sind einen Tick dunkler als sonst und zögerlicher in der Kandierung. Die feine, rapsige Schmalzigkeit sucht man oft vergebens, stattdessen findet man weiche Texturen bis hin zur satten Cremigkeit. Ramunas Lange aus Hagen hat auf einem Außenstand eine fast rustikal anmutende, mittelfein kandierte Frühtracht gebaut, die blind verkostet für einen dezent waldigen Sommer, aber nicht für weiße Blüten durchginge. Das Bukett hat zarte Gewürznoten und einen Gedanken an frische Haselnüsse. Sage niemand, Berufsimker könnten keine Lagenhonige machen. Dieses Exemplar stammt aus dem Wannebachtal in Hohenlimburg und mußte für seine festcremige Konsistenz kein bißchen gerührt werden, verrät sein Imker.
Wo man beim Wassergehalt zu großzügig war, können die Honige manchmal dünn und ein wenig unfertig wirken. Sehr rapsige Honige stecken sonst auch 18% weg – solche Sommerfrühlingshonige wie dieses Jahr eher nicht.
Im Norden ist das Bild offenbar ein bißchen anders. Sonja Bisanz aus der Loccumer Gegend in Niedersachsen ist eine imkerliche Newcomerin. Von denen kommen nicht selten erstaunliche Honige, so auch hier. Und da ist sie doch, die Kühle und aromatische Durchsichtigkeit der rapsbetonten Frühtracht, die so elegant wirkt, besonders wenn der Honig ganz jung ist. Ihr Honig mag ein wenig trocken sein für eine Frühtracht (viele Imker kämpfen da mit dem Gegenteil!) und noch nicht ganz ausgefeilt in der Textur – ihr Stand hat offenbar ein tolles Potential. Auf den Rest der Kollektion und vor allem die nächsten Frühlinge bin ich gespannt. Ihre Mails machen jedenfalls schon neugierig.
Auch im Dänemarkurlaub bei den Frühtrachten keine Spur von Honigtau. Im Nationalpark Thy durfte ich den Prototyp der Ultrafeinheit verkosten. Der „einfache“ Heimstandhonig von Lisbet und Jens Mogensen aus Svankjær ginge als lupenreiner Rapssortenhonig durch, ist aber mit ein wenig abrundender Beitracht einfach nur wunderschön. Auf der Zunge schmelzend wie weiche Butter, die Kristallgröße liegt im subatomaren Bereich. Die feinste Kandierung, die mir je begegnet ist. Dieser Honig verdient einen eigenen Artikel.
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