Lisbet und Jens Mogensen:
2009 Svankjær (Heimstand) Frühtracht
Auf der Insel Thy in Nordjütland kommt unser etwas schepperndes Auto in einem Dorf zu stehen. Mit zwei Gläsern Honig aus der Verkaufskiste am Sträßchen gehe ich durch den großen Garten in Svankjær, vorbei an acht pastellgestrichenen, summenden Bienenstöcken und einem neugierigen Hund. Ich störe die Imkerfamilie beim Risiko-Spielen, mit der Ausrede, daß ich kein Kleingeld für die Gelddose habe, die neben den Honiggläsern im Kasten steht.
Jens Mogensen ist sofort bei der Sache, als ich ihn zu seinem Honig und seiner Imkerei ausfrage. Er ernte drei Trachten, nach der sehr rapsbestimmten Frühtracht komme die Sommertracht, die er gerade gestern geschleudert hat, mit viel Weißklee. Jetzt, Mitte Juli, stünden die ersten Völker in der Lyngby Hede. Dieses riesige Heidegebiet liegt ein paar Kilometer weiter südlich zwischen Svankjær und Lodbjerg, im Nationalpark Thy. Auf den neuen Heidehonig müßte ich also bis zum September warten.
Lisbet und Jens bearbeiten ihre Völker in ihrer Freizeit, aus Leidenschaft. Jens interessiert sich sofort dafür, wie wir in Deutschland mit dem Varroaproblem umgehen – er selbst hat vor ein paar Jahren von den damals noch üblichen Pestiziden auf natürlichere Verfahren umgestellt, so wie es die Biorichtlinien erlauben.
Schluß mit dem Geplänkel. Hier geht es um Honig, und um was für welchen.
Der Heidehonig ist gerade in der Mache, wie gesagt. Der Sommerhonig ist eine der leichten, kleebetonten jütischen Sommertrachten, wie ich sie schon im Jahr zuvor zwanzig Kilometer weiter südlich auf dem Festland probieren durfte. Mittelfein kandiert, lächelnder Klee, nichts von Dumpfheit oder Schlüpfrigkeit wie in den kanadischen Supermarktprodukten.
Aber Jens‘ und Lisbets Frühtracht macht mich sprachlos.

Der Löffel nach vier(!) Minuten Schräglage...
Der Honig – eine Heimstandfrühtracht mit viel Raps und „der üblichen Beitracht“ – erstrahlt in reinstem Weiß wie ein Zitronensorbet. Auf der Zunge taut das hochvisköse Engelszeug in Zeitlupe auf und wickelt mich um den Finger. Es ist unfaßbar fein kandiert, es fühlt sich an wie schmelzende Butter, nur daß der Eindruck kühl und nicht warm oder fettig ist. Ein Bukett von strahlend weißen Blüten vor Blau, Zitrusnoten in intensiver kalt-frischer Süße, dann eine ganz zarte, limettige Säure, die lange nachklingt. Kühle und Licht dominieren das ganze Bild. Wie einer dieser Frühlingstage, an denen man draußen noch etwas langärmeliges braucht und trotzdem vor dem blauen Himmel schon die Augen zukneifen muß, weil man die Sonnenbrille vergessen hat. Und irgendwie ist es ohne auch schöner.
Deprimieren tut mich, daß ich nicht schon vor Ort probiert habe, um ihm danach zu gratulieren. Deprimieren tut mich auch, daß ich Gedankenloser nur ein einziges Glas von diesem nordischen Wunder gekauft habe. Und ich habe keine E-Mailadresse mitgenommen. Da muß ich wohl doch zum Briefpapier greifen, wenn der Herbst kommt, und handschriftlich den Frühling nachordern. Hoffentlich verschickt er ihn.
Vielen Dank für die schmeichelhafte Beschreibung. Wir sind stolz und begeistert, andere schätzen unseren Honig.
Lisbet og Jens Mogensen